Die Überquerung der Milchstraße

Der ausführliche Bericht über die abenteuerliche Reise zur Milchstraße!

Eintrag #1: Aller Anfang ist leicht

Meine Maschine läuft. Besser als erwartet. Geputzt, gefüllt und wahrscheinlich genauso aufgeregt und gespannt auf die Abendteuer, die diese Reise mit sich bringen wird. In zwei Tagen soll das kleine Abenteuer vorbei sein – vom Bodensee bis zu den Niagara-Fällen. Rastlos durchfliegen und die unendlichen weiten des unendlichen Himmels über diesem endlichen Globus bestaunen und bewundern. Meine Crew steht bereit, um mir den Rücken während dieser waghalsigen Mission zu stärken und immer für mich da zu sein. Mein Mädel, meine Braut, mein Augenschein, die kleine Piper PA28 schnurrt wie ein flüsterndes Kätzchen. Nicht ohne Grund nenne ich sie meine Lustkatze. Die vielen Knöpfe, Hebel, Anzeigen und Schalter geben mir mehr Möglichkeiten, als ich bei einem geliebten Menschen jemals hätte, um immer den richtigen Weg zu wählen, um meine Zuneigung auszudrücken. Der Propeller dreht sich tausendmal rasanter als meine Gefühle in der Luft. Der Lack glänzt und reflektiert die aufgehende Sonne und senden diese Energie zurück in die Atmosphäre, in die ich gleich gleiten werde, um von oben zu betrachten, wie wundervoll der Mensch in den letzten Jahrhundert die Natur verdrängt hat, um graue Industriegebiete in Höchstform zu kreieren. Rufus winkt mir mit seinen Scheibenwischern zum Abschied, eine Träne Scheibenreiniger rollt über die Motorhaube. Keine Sorge Rufus, ich bringe dir ein Souvenir mit, ein kleine Freundin zum spielen. Das sind meine Gedanken zum Abheben. Der Platz von Monika ist leer. Seit 2 Jahren ist sie nicht mehr in meinem Leben, aber wird sie immer ein Teil bleiben von mir. Vielleicht finde ich sie zwischen den Wolken. Ein letztes Wiedersehen und Erinnern an die gemeinsamen Geschichten und die warmen Sommerabende mit Bier und Motoröl.Ich hebe ab. Aber abgehoben war ich schon immer.

Eintrag #2: Über die Alpen und davon!

Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Nicht schöner könnte ich es ausdrücken, wie es mein alter Freund und Liedergenosse Mey es schon sagte. In den Höhenmetern ist die Freiheit das einzige, was mich einengt. Ich sehe keine Grenzen mehr am Boden nur Berge und Täler und Städte und Natur. Mehr sehe ich nicht. Die Menschen am Boden, die arbeiten wie fleißige Ameisen, sie sind es, die die Grenzen errichten. Grenzen der eigenen Welt. Würden doch nur alle fliegen, gäbe es keine Grenzen. Wir allen lebten in Frieden und Freiheit. Die Freiheit, den uns der Tower der Welt per Funkspruch zusenden würde. Die Alpen habe ich überquert, wie einst Hannibal. Er mit Elefanten und ich mit meiner Lustkatze. Der Schnee der langsam schmilzt, erinnert mich an die Vergänglichkeit. Nicht die Vergänglichkeit der Liebe oder des Lebens. Nein, er erinnert mich an die Vergänglichkeit des Schnees in den Bergen der Alpen. Nichts hält für immer außer der unendliche Geldsegen in meinem Leben und meine Freunden an eben diesem. Unter mir Rom und dieses wunderschöne Rätsel namens Italien. Meine Jugend verbrachte ich zwar in Deutschland aber über den Bergmassen schwappte immer ein bisschen Toskana und mediterranes Lebensgefühl. Zum Abendbrot gab es Pizza Hawai und den Tetrapack-Wein vom Discounter. Zwar nicht dolce vita aus dem Lehrbuch aber ein auch von mafiösem Luxus, den mir meine Eltern ermöglichten. Ich lernte schnell die Sprache der Leidenschaft, Französisch, um irgendwann einmal zu landen, nicht nur mit dem Flugezeug, nein mit meiner Boing aus der Hose. Landen bei einer Elise oder Antoinette aus Paris oder Bochum. Wo auch immer sie wohnen würde. Französisch hat mir in Italien nie geholfen, aber wenn man laut genug schreit, wird man von jedem Volk verstanden und geliebt. Schnell hatten die Italiener einen Spitznamen für mich, wo auch immer ich erschien. Alex, Il cazzo tedesco – die deutsche Katze.